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Olde-Reent-Straße

Ende der 1990er Jahre, also vor etwa 20 Jahren, entstand aufgrund des immer noch wachsenden Bedarfs an Wohnbebauung das Baugebiet Olde-Reent-Straße. Dieses Gebiet entstand als Stichstraße am nördlichen Ende der Gastriege in östlicher Richtung.
Der Name besteht aus der plattdeutsch anmutenden Bezeichnung „Olde Reent“ und steht für „Reent den Älteren“. Dieses war der erste nachweisbare Häuptling von Werdum. Häuptlinge waren die Dorffürsten in Ostfriesland. Ursprünglich gab es fast in jedem Dorf einen solchen Herren, der mit absoluter Macht, also Steuerhoheit und weiteren Rechten in der Gemeinde sowie Rechtsprechungsgewalt, ausgestattet war, später im 15. Jahrhundert sich jedoch zunehmenden Konzentrationskräften und der Ausbildung des Harlingerlandes (also in etwa des nördlichen heutigen Landkreises Wittmund mit den Hauptorten Esens und Wittmund) mit Sitz in Esens geschlagen geben musste. Entstanden ist diese Häuptlingswürde jedoch aus einer der ersten demokratischen Bewegungen in Europa: Alle besitzenden Dorfbewohner durften mind. schon im 13. Jahrhunderten „ihre“ Vertreter in ein Richter-Gremium mit 16 Richtern wählen, welche die Geschicke dieses Landstriches lenkten. Daraus entwickelte sich eine Bewegung, die für jedes Dorf einen Sprecher, einen sog. „primus inter pares (Erster unter Gleichen) wählte, der dann quasi in dem Dorf „herrschte“. Einmal im Jahr um Pfingsten herum traf man sich dann am Upstaalsboom bei Aurich, um die ostfrieslandweit wichtigen Entscheidungen zu treffen. Aus diesem Wahlamt entstand dann schließlich ein vererbbares Amt, da wahrscheinlich in den meisten Gemeinden sowieso immer Vertreter der selben Familie in das Häuptlingsamt gewählt wurden. So auch hier:
Reent der Ältere hatte etwa von 1370 bis 1420 die Häuptlingswürde in Werdum inne, ob gewählt oder schon ererbt, lässt sich nicht mehr feststellen. In seine Ära fiel auch die Entstehung der Werdumer Burg in Edenserloog, so dass sie nunmehr etwa 600 Jahre alt ist. Zuvor soll die Burg in der Nähe der Kirche gestanden haben. Wegen des zunehmenden Spannungsverhältnisses zwischen Herrschaft des Häuptlings und den Kirchenoberen soll sich der Häuptling entschlossen haben, seine Behausung in räumlicher Distanz zum Kirchengebäude zu errichten.
Nachfolger dieses Häuptlings war der jüngste Sohn Reent der Jüngere. Diese Bezeichnung „Der Jüngere“ trägt der jüngere Reent aber nicht, weil der jüngste Sohn war, sondern weil er von den beiden Häuptlingen mit Rufnamen Reent eben der jüngere war.