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Ulrich-von-Werdum-Platz

Mitten im Dorfzentrum finden wir den Platz, dessen Entstehung der Entwicklung Werdums in den letzten 30 Jahren geschuldet ist: dem Ulrich-von-Werdum-Platz. Ältere Einwohner Werdums werden den Standort dieses Platzes noch als Viehweide der Familie Pieper kennen. Als jedoch die Alte Schmiedestraße insbesondere in den 1990er Jahren auch auf der Westseite einer  Bebauung zugeführt werden sollte wurde mit dem Landeigentümer vereinbart dass auf dem östliche Teil eine private Bebauung möglich wurde udn dafür der westliche Teil der Gemeinde als Dorfplatz erhalten bleiben sollte. Wegen des drastisch zunehmenden Tourismus bis auf max. 150.000 Übernachtungen jährlich bedurfte es eines zentralen Veranstaltungsortes. Die Gemeinde, mit dem damaligen Bürgermeister Friedhelm Hass (1994-2018) an der Spitze hat sich deshalb dazu entschlossen hier diesen Ort einzurichten. Neben einer großzügigen Bühne und Sanitäreinrichtungen entstand auf diesem Platz auch der sog. Sagenbrunnen, der auf die Sage des Werdumer Schinkens hinweist. Diese Sage hat zum Inhalt, dass im Dreißigjährigen Krieg eine Aushungerung der Bevölkerung und Einnahme des Ortes durch feindliche Truppen dadurch verhindert werden konnte, dass  aus dem Schornstein der Werdumer Burg in Edenserloog ein stattlicher Schinken heraus gehalten wurde, so dass den Belagerern suggeriert wurde, die Bevölkerung habe noch genug Lebensmittel. Ein unverzüglicher Abzug der Truppen war die Folge.

Müssen wir noch etwas über Ulrich von Werdum, dem Namensgeber des Platzes, sagen: Dieser war der Sohn des drittletzten Werdumer Häuptlings Hero von Werdum d. J. (1586-1662). Jener hatte, gut ausgebildet, 7 Sprachen gesprochen und den Grundstein für eine der zeitweise größten Bibliotheken in privater Hand in Ostfriesland gelegt. Während sein jüngerer Sohn Alexander (1634-1713) die Häuptlingswürde erbte, konnte sein älterer Sohn Ulrich (1632-1681) nach einer gründlichen Ausbildung (u.a. in Franeker/ Niederlande, Westfriesland) die europäischen Fürstenhäuser bereisen und dabei u.a. dabei helfen, den frei gewordenen polnischen Herrscherthron neu zu besetzen. Wieder zuhause angekommen, hat er sich bis 1667 der Erarbeitung seiner eigenen Familiengeschichte gewidmet, die dann unter dem Titel „Series Familiae Werdumanae“ erschienen ist und noch heute eine wichtige Quelle der Geschichte des Harlingerlandes im Mittelalter und der Frühen Neuzeit darstellt. Danach hat er bis zu seinem frühen Tod 1681 als Beamter, zuletzt im Rang eines Vizekanzlers, am ostfriesischen Fürstenhof in Aurich gedient. Man kann also sagen, dass die Lebensgeschichte Ulrich von Werdums eine der beeindruckendsten in Werdum über die ganzen Jahrhunderte ist und es daher mehr als gerechtfertigt ist, dass ihm in dieser Weise gedacht wird.

Der "Ulrich-von-Werdum-Platz" im Frühjahr 2020 mit Bühne und Sagenbrunnen
Der „Ulrich-von-Werdum-Platz“ im Frühjahr 2020 mit Bühne und Sagenbrunnen