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Kirchenvorstand auf Tour

Bei schönstem Spätsommerwetter hat sich jüngst der Kirchenvorstand Werdum-Neuharlingersiel auf eine dienstliche Ausflugstour gemacht. Ziel war die Kirchengemeinde Münkeboe-Moorhusen in der Gemeinde Südbrokmerland im westlichen Teil Ostfrieslands. Inhaltliches Ziel war, sich einen Überblick über die Friedhofskultur dort zu machen und sinnvolle Ansätze davon in unsere Planungsarbeit zu übernehmen. Denn gerade die Friedhofskultur ändert sich nachhaltig: Während früher eine Erdbestattung gang und gäbe war, scheut man heute die daraus resultierenden Grabpflegearbeiten und geht zu anderen Bestattungsformen über wie bloßen Rasengräbern, Feuerbestattungen mit kleinen Urnengräbern und Seebestattungen. Seit einigen Jahren gibt es zudem eine Unterform, die auch etwas für sich birgt, und zwar die Bestattung unter einem Baum, bekannt unter dem Begriff „Friedwald“. Diese Form wird auch in Münkeboe-Moorhusen gepflegt und fand daher auch das besondere Interesse der Besucher aus Werdum-Neuharlingersiel.
Unter der fachkundigen Leitung von Eilert Meyer, im dortigen Kirchenvorstand zuständig für die Verwaltung des Friedhofs, wurde zunächst die Kirche besichtigt. Da auf Moorgrund gelegen, handelt es sich um eine relativ junge Kirchengemeinde, mit ca. 2500 Kirchenmitgliedern etwa doppelt so groß wie die in Werdum-Neuharlingersiel. Die dortigen Gläubigen wurden zunächst von der Kirchengemeinde in Engerhafe, etwa 10 km südlich gelegen, betreut, bis im Jahr 1896 in Münkeboe das Pfarrhaus entstand. Einige Jahre später, im Jahr 1900, wurde hier auch eine Kirche gebaut. Die Orgel wurde noch etwas später, im Jahr 1906, errichtet. Bei einem Brand im Jahr 1929 brannte ein Großteil der Kirche nieder, und die Kirche wurde zwar wieder aufgebaut, aber nicht mehr so groß wie die alte. Seit 2006 wirkt Pastor Wolfgang  Beier, vorher tätig in Ochtersum, hier, und die Reisenden konnten sich von einem lebendigen Gemeindeleben überzeugen: Neben verschiedenen Gruppen gibt es einen Förderverein, der jährlich ein Weinfest im Pfarrgarten veranstaltet, und nachhaltig finanziell das Kirchengemeindeleben unterstützt. Der Friedhof selbst wird unterhalten von einem Friedhofsverwalter und 2 sog. Ein-Eurokräften, etwa zu vergleichen mit früheren Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM). Man sieht aber auch, dass auch viele Menschen hier ehrenamtlich wirken: Gerade das ca. 4 ha große Friedhofsgelände machte einen sehr aufgeräumten und gepflegten Eindruck. Auf dem ganzen Friedhof sind Wasserleitungen verlegt, bei denen an den Entnahmestellen ehemalige Grabsteine und Grabeinfassungen verwandt wurden. Auch bei der Abfallstation kommen für die einzelnen Felder (Bio-, Restmüll, Bauschutt etc.) ehemalige Grabeinfassungen als Wandelemente zum Einsatz und vieles mehr. Der eigentliche Waldfriedhof besteht aus etwa 10 Bäumen, die in einem Abstand von ca. 8 m angeordnet sind und um die jeweils 36 Urnen Platz finden können. Die Bäume sind unterschiedliche Baumarten, damit man die einzelnen Grabstellen besser lokalisieren kann. Die Grabform nennt sich halbanonym, da auf einem extra errichteten Platz mehrere Stelen aus Stein angeordnet sind, auf denen die Namen und Lebensdaten der Bestatteten verzeichnet sind. Den genauen Standort der eingegrabenen Urnen weiß jedoch nur die Friedhofsverwaltung. Nach dem etwa einstündigen Rundgang wurde die Besuchergruppe zu Kaffee und Kuchen ins Gemeindehaus eingeladen, und man resümierte im gemütlichen Beisammensein das soeben Gesehene.
Anschließend ging der Kirchenvorstand intern noch in Klausur und betrieb anhand der Fragestellung „Was wünschen wir uns zukünftig für die Gemeinde?“ ein Brainstorming. Anlass ist, dass unsere Pastorin Rosemarie Giese zum Jahresende 2020 in den Ruhestand geht und die Arbeit in der Gemeinde zumindest für die Vakanzzeit, bis ein/e neue/r Pastor/in kommt, anders organisiert werden muss. Sehr viele Ideen kamen auf den Tisch, und am Ende wurden Arbeitsaufträge entwickelt, die nun nach und nach abgearbeitet werden. Der Ausflug endete dann mit einem gemeinsamen Essen im Imbiss am Herdetor in Esens, der auf der Rücktour angesteuert wurde.

Kirche Münkeboe, Außenansicht des 1900 errichteten Gotteshauses + heutige Außenansicht
Kirche Münkeboe, die heutige Außenansicht des 1900 errichteten Gotteshauses
Platz mit Stelen auf dem Waldfriedhof
Platz mit Stelen auf dem Waldfriedhof

 

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