In der heutigen Zeit empfiehlt es sich für die Religionen, öfter etwas Neues auszuprobieren, um den Gläubigen ab und zu ein „Eventereignis“ bieten zu können. Unser Schmied mit schottischen Wurzeln, Marcus Mc Gowan, spielt seit etwa 4 Jahren in einer Dudelsack- und Pipes-Gruppe „Scotland & Moor“ mit. Unsere Pastorin, Frau Dr. Annerose de Cruyenaere, wiederum hat 2009 einige Zeit auf einer schottischen Insel verbracht, und so bot es sich nach einem Kontakt an, beides miteinander zu verbinden und einen schottischen Gottesdienst zu veranstalten. Der Gottesdienst wurde dann auch gut besucht.
Insbesondere stand der Gottesdienst unter dem Motto Iona Community (Gemeinschaft derjenigen von der Insel Iona). Diese christliche Gemeinschaft wurde vom irischen Mönch Columban (521-597) im 6. Jahrhundert gegründet. Dieser hatte zuvor in dem schon früher christianisierten Nordirland einige Klöster dort gegründet und auch einige Schriften verfasst, von denen er das Urheberrecht beanspruchte, damit aber auch nach einer kriegerischen Auseinandersetzung (Bücherkrieg) nicht durchdrang und nach Schottland ins Exil fliehen musste.
Auf der westschottischen Insel Iona fand er schließlich einen Zufluchtsort und gründete die Iona Community und das dortige Kloster. Die Insel galt als heilige Insel der Druiden, und es gab viele heidnische Sagen keltischen Ursprungs. Sein Nachfolger war Aidan von Lindisfarne (+651), der sich ebenso um die (Re-)Christianisierung Ost-Schottlands (Northhumbria) verdient gemacht hatte. Im 9. Jahrhundert eroberten die Wikinger große Teile Schottlands, und in deren Folge kamen die Benediktiner-Mönche auf die Insel und gründeten die Abtei. Um 800 entstand hier auch das Book of Kells, eines der schönsten bemalten mittelalterlichen Bücher mit den lateinischen Texten der vier neutestamentarischen Evangelien, und heute zu besichtigen in der Bibliothek des Trinity College in Dublin. Später verfiel die Abtei und wurde erst 1939 unter Mithilfe vieler christlicher Studenten wieder aufgebaut. In deren Folge entstand eine neue Idee des sozialen Christentums, die noch heute jährlich viele Menschen auf die Insel lockt, um sich dort karitativ einzubringen.
Auch die Liturgie des Gottesdienstes folgte besonderen Regeln: Die Eröffnungsliturgie wird nicht allein vom Prediger gesprochen, sondern abwechselnd Passagen vom Prediger und von der Gemeinde. Grund ist, die Gemeinde mehr in die Liturgie des Gottesdienstes einzubinden. Auch das Glaubensbekenntnis hat einen eigenen Text und wird wieder abwechselnd von Gemeinde und Prediger gesprochen. Eingebunden wurden diese Gottesdienst-Passagen von Beiträgen der Gruppe „Scotland & Moor“, die mit dem Klang der Dudelsäcke (Pipes) und der Trommel (Drums) den Raum der Kirche eindrucksvoll erhellten. Es folgte die Predigt, die mit drei musikalischen Stücken (Iona von den Waterboys, Holy Island von Andrew White und Deep Peace von Bill Douglas) anschaulich begleitet wurde.
Nach Bekanntmachungen, Abschluss-Liturgie (wiederum abwechselnd gesprochen), Vater Unser und Segen endete der Gottesdienst mit der überaus beeindruckenden Darbietung des bekannten Songs Amazing Grace der Gruppe „Scotland & Moor.“ (R. Hinrichs)
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