Alle zwei Wochen bietet die Kirchengemeinde Kirchenführungen in der St.Nicolai-Kirche an, die nächste am 17. Mai um 17 Uhr. Aber wenn gleich eine ganze Reisegruppe ihr Interesse anmeldet, dann kann man schon mal eine Ausnahme machen. Schon einige Wochen vorher meldete Annette Pieperjohanns, Hotelbesitzerin des Werdumer Hofes, bei Kirchenvorstand Rainer Hinrichs, der seit einigen Jahren die Kirchenführungen gemeinsam mit Herta Daniels durchführt, eine Reisegruppe mit ca. 50 Personen von einem Heimatverein in der Nähe von Rheine (bei Osnabrück) zur Kirchenführung an. Allerdings nicht für mittwochs um 17 Uhr, sondern an einem Dienstagabend um 19.30 Uhr.
Mit einer Viertelstunde Verspätung fing dann Rainer Hinrichs seine Führung in der Kirche an, band in seine Ausführungen auch Aussagen über die Küstengeschichte (Deichbau) und die hohe Lage der Kirche (etwa 5m über NN) mit ein (Zufluchtsort bei Sturmfluten, Lagerort für Vorräte). Auch wies er darauf hin, dass die Kirche eine dreiteilige Baugeschichte aufzuweisen habe, die mit der Entstehung des Hallenbereiches zwischen 1230-1250 begann, mit dem Bau des Altarraums um 1480 fortgesetzt wurde und mit dem Anbau des Kirchturms im Westen um 1760 endete. Dass der Kirchturm direkt an die Kirche angebaut wurde, ist auch nicht selbstverständlich, da in noch früheren Zeiten der Kirchturm nicht an der Kirche angebaut wurde, weil man aufgrund der unsicheren Bodenverhältnisse Angst hatte, dass dieser verrutschen würde und damit die Kirche Schaden nehmen könnte.
Nach Ausführungen über den Altar, Deckenbemalungen, das Taufbecken, den „Frauenstuhl“ (um 1700, den ehemals herausgehobenen Sitzplatz der Werdumer Häuptlinge), die Kanzel (um 1670), die Leuchter, die Nordempore (um 1860 zur Erweiterung der Sitzplätze in der Kirche aufgrund höherer Gemeindemitgliederzahlen durch die Eindeichungen bis Neuharlingersiel errichtet) und die Orgel (um 1900) gab es ein kurzes Trompetensolo von einem Teilnehmer der Reisegruppe, bei dem die ganze Reisegruppe „Großer Gott, wir loben Dich!“ einstimmte: ein besonderes Ereignis, wie es nicht bei jeder Kirchenführung vorkommt.
Über den Turm mit seinen beiden Glocken und dem alten Taufstein aus dem 11. Jahrhundert ging es zum Abschluss rund um die Kirche draußen mit dem Hinweis auf das Pestfenster an der Südseite, das Grab des vor Neuharlingersiel im 1. Weltkrieg angeschwemmten Soldaten an der Nordseite, die daneben gelegenen nicht mehr sichtbaren Gräber von in Werdum sesshaft gewordenen Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg, die noch vorhandenen Grabsteine der Pastoren Schaaf und Bracklo aus dem 19./Beginn 20. Jahrhundert und der ehemaligen Kirchen-Eingangstür an der Nordseite mit dem sog. Maurischen Vielpassbogen. Insgesamt aber eine lebendige Führung (mit so vielen Teilnehmern), wie sie die Kirche schon lange nicht mehr gesehen hat!
Kirchenführung für Gruppenreise
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