„Wie kann man das Entwässerungs-Management auch bei so starken Niederschlägen wie im letzten Winter optimieren? Das war eine wichtige Frage auf der Mitgliederversammlung des landwirtschaftlichen Zweigvereins vor einigen Tagen. Schließlich standen viele Ländereien im Binnenland über viele Wochen unter Wasser und konnten nicht bewirtschaftet werden. Spontan lud Jan Janssen, Stv. Verbandsvorsitzender der Deich- und Sielacht Harlingerland, die Landwirte zu einem Besuch in das Schöpfwerk in Neuharlingersiel ein um dort die Problematik zu besprechen und ggf. Lösungswege zu besprechen. Über 20, zumeist junge Landwirte, hatten sich dann auch in der letzten Woche in Neuharlingersiel eingefunden und wurden dort von Jan Steffens, dem Deich- und Sielrichter, und von Jens Higgen dem Sielwärter empfangen und begrüßt. Iskert Janßen bedankte sich für die kurzfristige Besichtigungsmöglichkeit und bat um einen kurzen Einblick in die Arbeit der Deich- und Sielacht. Jens Higgen erläuterte die Schwierigkeiten des vergangenen Winters auch bedingt durch die spät im Herbst gestarteten Neubauten im Schöpfwerk. Durch die Erneuerung des östlichen Schlag- und Hubtores hatte man erst im November mit dem optimalen Sielen beginnen können und die neue leistungsfähige Pumpe war erst im Januar voll einsatzfähig. „Es war schon eine Herausforderung“ befand der Sielwärter, „aber trotzdem haben wir es einigermaßen geschafft. „Schließlich hatten wir es im letzten Jahr auch mit 1300mm pro Quadratmeter Niederschlägen zu tun statt wie üblich mit rund 800“ ergänzte Jan Steffens, der dabei auch besonders das Engagement der Mannschaft um Jens Higgen hervorhob. Die Stromkosten stiegen dabei von rund 15.000 € auf 38.000 €.
Auch in diesem Jahr stehen weitere Investitionen an. So soll die zweite Pumpe und auch die westlichen Schlag- und Hubtore erneuert werden. „Das wird über 500.000 € kosten“ so Steffens „und das ist ohne Förderung vom Land nicht machbar.“ Sollte die Förderzusage erst spät im Jahr erfolgen, erwägt man die Bauarbeiten dann im zeitigen Frühjahr 2025 umzusetzen um eine ähnlich knappe Situation wie in den vergangenen Monaten zu vermeiden. In der folgenden Gesprächsrunde wurde dann von den Landwirten die zunehmende Verschlammung der Gräben und Wasserläufe bemängelt. Auch die Reinigung der Böschungen mit dem Krautschneider wurde kritisch gesehen. „Dadurch wird das Wasser zusätzlich gestaut, wodurch die Wasserläufe ja schon voll sind bevor die Regenphasen eintreten“ hieß es von den Anliegern. Der verstärkten Unterhaltung mit dem Mähkorb verschloss sich auch Jan Steffens nicht zumal man damit auch eine Reduzierung des Treibguts erreichen kann. Auch die Entschlammung soll in Angriff genommen werden wobei man mit dem Abschnitt von Neuharlingersiel bis zum Sperrwerk in Anderwarfen beginnen will. Problematisch wird auch die weitere Ausbreitung der Nutrias gesehen. „Sie verursachen große Schäden an den Böschungen und eine konsequente Bejagung ist als notwendig“ hieß es. Als weiteres Ziel kündigte Jens Higgen auch eine weitere Automatisierung der Abläufe an. „Allerdings lässt sich die Natur nicht so einfach automatisch erfassen“ schränkt Higgen die Möglichkeiten auch ein, „ganz ohne dem Menschen vor Ort“ wird es nicht gehen.