Press "Enter" to skip to content

Ulrich Cramer feierte seinen 90. Geburtstag

Ulrich Cramer im Oktober 2020 bei seinem Vortrag über den Kaminofen im Saal der Burg
Ulrich Cramer im Oktober 2020 bei seinem Vortrag über den Kaminofen im Saal der Burg

Von den Werdumern, die unser Dorf verlassen haben, gibt es verschiedene Kategorien: Da sind die, die anderswo ihr Glück finden, den Kontakt zu unserem gemütlichen Dorf aber nicht behalten ; dann die, die -insbesondere im Ruhestand- hierher zurück kehren; und die, die anderswo ihr Glück finden, den Kontakt zu unserem Dorf aber durch Verwandte und Freunde noch bis zuletzt halten, sich auch weiterhin sehr verbunden fühlen.
Zu der letzten Gruppe zählt auch Ulrich Cramer, seines Zeichens jüngster Sohn von Lisa und Herbert Cramer, die von 1925 bis 1974 Besitzer,  Bewohner und Bewirtschafter der Werdumer Burg Edenserloog waren. Anlässlich seines 90. Geburtstages, der nun am 13. November in Ganderkesee bei nahezu bester Gesundheit (nur die Augen machen ein wenig Probleme!) hat Rainer Hinrichs ihm einen Besuch abgestattet und berichtet von einem erfüllten Leben:
Am 13. 11.1934 auf der Burg Edenserloog geboren, hat er dort eine behütete Kindheit und Jugend  verbracht. Zwar waren dort nach dem 2. Weltkrieg  deutsche Marinesoldaten und danach überwiegend österreichische Kriegsgefangene der deutschen Wehrmacht durch die Alliierten interniert, jedoch war der Umgang überwiegend locker und freundlich, und einige Kontakte wie zu dem fast 100-jährigen Hans Schmidberger, dem späteren Architekten u.a. des Stuttgarter Landtages, bestehen noch bis zum heutigen Tag. Die dem Kulturverein gestiftete Zeichnung der Burg stammt 1945 aus seiner Feder.
Mit der Versetzung in die 11. Klasse besuchte Ulrich Cramer das Mariengymnasium in Jever und wollte danach ein Ingenieurstudium in Hamburg aufnehmen, zu dem er mangels Abiturs jedoch vorher ein insgesamt zweijähriges Praktikum in entsprechenden Wirtschaftsunternehmen vorweisen musste. Dies tat er in den Firmen Hanomag Hannover (bauten Trecker und Lkw), Lanz Mannheim („Lanz Bulldog“), Borgward Bremen (bauten Autos) und Pekol Oldenburg und Jever (Verkehrsbetriebe mit Bau eigener Busse).
Von 1957-1960 absolvierte er dann das angestrebte Studium in Hamburg und schrieb seine Diplom-Arbeit über Pekol-Busse aus Oldenburg, die heute unter Denkmalschutz stehen.
Seine erste Arbeitsstelle nach dem Studium trat er danach (bis 1962) bei der Fa. Hentschel in Kassel an. In dieser Zeit (1961) heiratete er auch seine Frau Hildegard, geb. Berg, mit der er seit 63 Jahren glücklich verheiratet ist. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.
In den Folgejahren (1962-71) war er dann bei der Fa. MAFI in Korntal bei Stuttgart (heute Tauberbischofsheim) beschäftigt und hat maßgeblich an der Fertigung von Transportsystemen im Containertransport (Roll on-Roll off-System mit einem 1966 patentierten Transportsystem) mitgewirkt. Dabei konnte er sehr intensive Kenntnisse in der Containertechnik gewinnen und konnte bereits 1968 das erste Patent des Germanischen Lloyds für einen Stahl-Container erhalten (bis dahin bestanden die Container ausschließlich aus Aluminium).
1971 hat er sich dann mit einer eigenen Firma (Contec Containertechnik) selbständig gemacht und hat von Ganderkesee aus in der ganzen Welt Projekte bis zum Jahr 2007 betreut. Herauszuheben wäre dabei der Bau der ersten chinesischen Containerfabrik  ( CIMC, China International Marine Containers ) in Shekou/PRC bei Hongkong wo ab 1980 Stahlcontainer für den internationalen Verkehr gebaut wurden. Heute ist CIMC die größte Containerfabrik der Welt. Man kann also sagen, Ulrich Cramer gilt als Pionier im Containertechnik-Bereich.
Insbesondere im Ruhestand seit 2007 hat er sich u.a. den Belangen seines Heimatortes zugewandt, insbesondere auch Vorträge für den Kulturverein gehalten sowie zu regionalen Themen wie dem Fayenceofen in der Werdumer Burg und der Technik der Pekol-Busse Oldenburg veröffentlicht (Harlinger Heimatkalender 2014, Historienkalender Jever  ). Seine berufliche Karriere hat er in seinem Buch, „Geschichte des Seecontainers“, veröffentlicht im Podszun Verlag, verarbeitet.  Gerade noch im Januar diesen Jahres sind die Möbel eines vollständigen Zimmers (Schränke,  Tisch, Sekretär, Spiegel, Stühle), die sich bis vor 50 Jahren im Saal der Werdumer Burg befanden und danach das Museumszimmer der Familie Cramer in Ganderkesee zierte, in die Kulturecke des Obergeschosses des Hauses des Gastes verbracht worden.
Auch das WERDUMER-BLATT gratuliert seinem treuen Leser und wünscht dem Jubilar und seiner Frau Hildegard für die Zukunft alles Gute und vor allem weiterhin viel Gesundheit!