Der Kulturverein Werdum hat für die nächsten Wochen eine Vortragsreihe geplant. Den Anfang machte gestern Abend Will Jacobs aus Neuharlingersiel, der aus seinem Leben als Fischer berichtete. 14 Zuhörer lauschten im Werdumer-Hof auf „Corona-Abstand“ gebannt den Worten des Neuharlingersieler Originals, der über
eine über 60ig-jährige Geschichte als aktiver Fischer berichten konnte. KV-Vorsitzender Rainer Hinrichs freute sich, dass das Angebot des Vereins trotz der Corona-Beschränkungen so gut angenommen worden war und freute sich dass mit Willi Jacobs ein sehr kompetenter Referent sich für die Vortragsreihe zur Verfügung gestellt hatte.
„Ich bin direkt am Hafen in Neuharlingersiel aufgewachsen, somit war der Hafen und das Watt auch mein großer Spielplatz. Als ich im Alter von 8 Jahren meine ersten Reusen aufgestellt habe, habe ich praktisch meine Karriere als selbstständiger Fischer gestartet“ leitete Jacobs seine Erzählung ein. Nach dem Schulbesuch war klar, dass er die Ausbildung zum Fischwirt machen würde und im Alter von 20 Jahren hatte er sein nautisches Patent in der Tasche. Über viele Jahre war er mit seiner Gorch-Fock, ein Holzkutter aus dem Jahr 1971, hauptsächlich auf Krabbenfang im Wattenmeer unterwegs. Auch Plattfische wurden gefangen. Mit dem beginnenden Tourismus auch in Neuharlingersiel änderte sich auch das Berufsfeld der Fischer. Gäste kamen vermehrt an die Küste und wollten unterhalten werden. Als neue Investitionen für den Krabbenfang auf dem Kutter notwendig wurden stieg der Fischer auf seine heute noch sehr beliebten Gästefahrten zu den Seehundsbänken im Wattenmeer um.
„Die Fischerei hat sich in den letzten 50 Jahren sehr gewandelt“ so Jacobs „viele Fischarten sind in der südlichen Nordsee kaum noch zu finden“. Als Gründe führte er den Klimawandel an, aber auch die Ausweisung von Offshore Windparks mit den Zuleitungen hat zu Einbußen der Fischer geführt. Als Problem bezeichnete er auch die große Zahl der Seehunde und der Kegelrobben, die im Wattenmeer unter Schutz stehen. „Die Seehunde fressen jeden Tag 3-4 Kilo Fisch, die Kegelrobben das Doppelte“. Nach gut 90 Minuten beendete er seinen erzählerischen Rundgang mit zahlreichen Döntjes aus einer Laufbahn aber auch seiner Kollegen mit anschaulichen Einblicken in das Geschehen der Fischerei allgemein. Die weiteren Vortragstermine finden Sie hier: In Werdum startet das Herbstprogramm
Ein Leben mit der Fischerei
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